Kapo St.Gallen: Neues Einsatzmittel Sonar

Auf der Suche nach vermissten Personen in Wasserumgebung kommen regelmässig Polizeitauchende zum Einsatz.

Die Herausforderungen bei solchen Einsätzen sind zahlreich und die Suchaktionen unter Wasser somit anspruchsvoll. So beeinflussen die Sichtverhältnisse unter Wasser nicht nur die Art, sondern auch die Effektivität der Suche.

Polizeitauchende setzen verschiedene Methoden ein, um Gewässer systematisch abzusuchen, darunter die sogenannten Pendel- und Kreissuchen, die Suche in einer Linie oder die Sonarsuche. Grundsätzlich gilt: Je besser die Sicht unter Wasser, desto grösser die Distanz zwischen den Tauchenden. Während der Tauchgänge orientieren sie sich anhand der Tiefe oder mittels Kompass. Oft müssen zusätzlich auch Hilfsleinen gespannt werden. Ist die Sicht jedoch gar nur einen Meter oder weniger, wird Schulter an Schulter getaucht und der Grund abgetastet.


Sonar kurz erklärt: Ein Sonar (Sound Navigation and Ranging) ist ein System, das Schallwellen nutzt, um Objekte unter Wasser zu erkennen und zu lokalisieren. Es funktioniert, indem es Schallimpulse aussendet, die von Objekten reflektiert werden. Diese reflektierten Signale werden dann empfangen und analysiert, um die Entfernung und Richtung der Objekte zu bestimmen.

In der Vergangenheit wurde bei solchen, sehr schlechten Sichtverhältnissen auf die Seepolizeien der Kantonspolizei Zürich oder der Kantonspolizei Genf zurückgegriffen, da diese über ein Tiefen-Sidescan-Sonar verfügen. Dabei handelt es sich um ein spezialisiertes Sonargerät, das verwendet wird, um bei schlechten Sichtverhältnissen Unterwasserstrukturen abzubilden. Anders als herkömmliche Echolot-Geräte erzeugt ein Tiefen-Sidescan-Sonar hochauflösende Bilder der Gewässerböden und Objekte, indem es Schallwellen in einem seitlichen Muster aussendet und die reflektierten Signale analysiert. Diese Technologie ermöglicht es den Einsatzkräften, effizient nach Wracks, vermissten Personen oder illegalen Objekten zu suchen, selbst in tiefen Gewässern und unter schwierigen Bedingungen wie starken Strömungen oder trübem Wasser.

Anschaffung eines neuen Sonargeräts

Wie erwähnt, ist die Personensuche unter Wasser besonders bei schlechten Sichtverhältnissen sehr personalaufwendig und damit auch teuer. Die Einsätze der vergangenen Jahre zeigten, dass die meisten vermissten Personen in geringerer Tiefe gefunden werden. Die Leiter der Tauchgruppen Thurgau, Schaffhausen und St.Gallen haben deshalb für „Tauchen Ostpol“[1] ein Sonargerät angeschafft, welches für Tiefen bis maximal 20 Meter eingesetzt werden kann. Das System besteht aus zwei Koffern sowie einem Sonar-Geber und kann mobil an allen Booten montiert werden.


Infobox: Der Unterschied zum Einsatzmittel der Genfer und Zürcher Kollegen besteht im Wesentlichen beim Sonar-Geber. Beim dort eingesetzten Tiefen-Sidescan-Sonar wird ein Schleppkörper (Sonar-Geber) ca. 10 Meter über Grund nachgezogen. Tauchen Ostpol hat einen Sonar-Geber welcher am Boot nahe der Wasseroberfläche befestigt wird.

Mobiles System, aufgebaut auf dem Weidling des Schifffahrtsamts

Die Bedienung erfolgt nur durch geschulte Geräte-Techniker aus den Tauchgruppen des Ostschweizer Polizeikonkordats Ostpol. Innerhalb des eigenen Kantons sind dies die Geräte-Techniker der Polizeitauchenden St.Gallen. Die Alarmierung erfolgt über das gewöhnliche Aufgebot der Kantonalen Notrufzentrale. Für Ostpol-Einsätze bei Korps ohne eigene Tauchende wird in der Regel ein gemischtes Geräte-Techniker-Team aus den Tauchgruppen Thurgau, Schaffhausen und St.Gallen situationsbedingt zusammengestellt. Die Schulungen für die Nutzung des Sonargeräts konnten Ende Mai 2024 abgeschlossen werden. Seit Juni wurde es bei der Kantonspolizei St.Gallen bereits bei drei Vermisstensuchen sowie bei einer grossangelegten Übung namens ALBATROS erfolgreich eingesetzt.


Übung Albatros, Sonar auf dem Schiff des Schifffahrtsamts installiert

Fazit: Schnellere und genauere Suchaktionen

Abschließend zeigt sich, dass die Einführung des neuen Sonargeräts für die Kantonspolizei St.Gallen eine bedeutende Verbesserung in der Suche nach vermissten Personen in Gewässern darstellt. Die Herausforderungen, mit welchen Polizeitauchende konfrontiert sind, insbesondere bei schlechten Sichtverhältnissen, werden durch diese hochmoderne Technologie effektiv gemeistert. Durch die Fähigkeit, präzise Unterwasserbilder zu liefern, ermöglicht das Sonargerät schnellere und genauere Suchaktionen, selbst in komplexen Geländen und unter ungünstigen Bedingungen. Dank dem Sonar können grosse Flächen speditiver abgesucht werden und die Polizeitaucher selbst können im Gewässer gezielt und punktuell dort eingesetzt werden, wo dank der neuen Technik Hinweise entstanden sind. Diese Investition unterstreicht das Engagement der Kantonspolizei St.Gallen für die Sicherheit und Effizienz ihrer Rettungseinsätze in Wasserumgebungen.


[1] Bis zum 30. September 2017 verfügten fünf der neun Polizeikorps im Ostschweizer Polizeikonkordat (Ostpol) über Polizeitaucherinnen und Polizeitaucher. Der Soll-Bestand lag damals bei 43 Tauchern. Nach der Auflösung der Polizeitaucher der Kantonspolizei Graubünden am 30. September 2017 und der Tauchergruppe der Stadtpolizei St.Gallen per 31. Dezember 2021 verfügten nur noch drei Korps im Ostpol über eigene Taucherinnen und Taucher. Insbesondere die Taucher der Kantonspolizei St.Gallen leisteten in der Vergangenheit regelmässig Einsätze zugunsten anderer Polizeikorps ohne eigene Taucherinnen und Taucher. Mit der Schaffung von „Tauchen Ostpol“ bilden die Tauchergruppen der Kantone Thurgau, St.Gallen und Schaffhausen nun das Miliz-Kompetenzzentrum. Eine Leistungsvereinbarung sowie das Organisations- und Einsatzkonzept regeln den Einsatz der Polizeitaucherinnen und Polizeitaucher zugunsten der anderen Polizeikorps des Ostschweizer Polizeikonkordats, welche über keine eigenen Taucherinnen und Taucher verfügen.

Mobiles System (aufgebaut auf dem Weidling des Schifffahrtsamts)

Darstellung Sidescan-Bild (anlässlich Schulung)

Ansicht Bildschirm für Bootsführer anlässlich einer Übung

Die Bildschirmarbeit ist anstrengend, der Operateur wird regelmässig ausgewechselt.

Suchfläche: Die Linien markieren die durch das Schiff abgefahrene Strecke. Die Fläche darunter wurde durch das Sonar abgetastet. Der Operateur kann verdächtige Gegenstände jederzeit markieren. Dabei wird die tatsächliche GPS-Position des markierten Objekts gespeichert.

Beispielbild einer Person (Sidescan Ansicht)

 

Quelle: Kantonspolizei St.Gallen
Bildquelle: Kantonspolizei St.Gallen